Abhängigkeit
Als abhängig gelten Menschen, die auf den Konsum der jeweiligen Substanz angewiesen sind. Die konsumieren, um seelische bzw. körperliche Zustände zu verbessern. Oder aber wiederholt so viel von der jeweiligen Substanz zu sich nehmen, dass die entsprechende Person sich selbst oder anderen Schaden zufügt. (Suchtfibel, Ralf Schneider)
Natürlich kann man sich jetzt fragen, wann genau dieser Umstand zutrifft? Grundlegend geht es nicht darum, wie viel ein Mensch konsumiert oder wie regelmäßig. Es geht auch nicht um die Auffälligkeit der Symptome. Ich werde dies kurz versuchen am Beispiel des Alkoholkonsums zu verdeutlichen.
Laut Jellinek (US amerikanischer Forscher und Psychologe, speziell zum Thema Alkoholkrankheit) gibt es 5 verschiedene Konsumtypen: Alpha, Beta, Gamma, Delta und Epsilon.
Konsumtyp
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Alpha: Dieser Typ wird auch als Stress- bzw. Problemtrinker bezeichnet. Der Konsum wird hierbei genutzt, um das Stresslevel zu minimieren und Anspannung abzubauen, bzw. Konflikte zu bewältigen. Dabei ist die Konsummenge abhängig vom Sressniveau. Die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit ist erhöht, jedoch sind Abstinenzphasen möglich, sodass noch keine körperliche Abhängigkeit eingetreten ist.
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Beta: Auch Gelegenheitstrinker genannt. Dieser Typ trinkt zwar zu bestimmten Anlässen ordentlich einen über den Durst, bleibt aber psychisch und sozial unauffällig. Durch den häufigen Alkoholkonsum treten mitunter körperliche Schädigungen auf
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Gamma: Der Rauschtrinker. Dieser Typ konsumiert so lange, bis er einen Rauschzustand erreicht, wobei er kein Ende findet. Kontrollverlust also. Das trügerische ist, dieser Konsumtyp schafft es auch, einige Zeit abstinent zu sein. Somit ist die Überzeugung vorhanden, nicht abhängig zu sein.
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Delta: Diejenigen unter uns, die entweder gar nicht oder nur sehr selten betrunken sind oder sich in den Rausch trinken, jedoch regelmäßig solche Mengen an Alkohol zu sich nehmen, dass dies zu einer körperlichen Schädigung führen kann. Der Spiegeltrinker. Dieser Typ bleibt lange Zeit unerkannt, da er selten erkennbar betrunken ist. Ein gewisser Pegel muss vorhanden sein, um klar zu kommen. Körperliche Entzugserscheinungen treten auf.
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Epsilon: Quartalstrinker. Diejenigen, die in bestimmten und größeren Abständen trinken, und dies ohne wirklichen Grund oder Anlass. Quartalstrinker können über einen längeren Zeitraum ohne Alkohol leben, trinken dann aber massiv und manchmal auch über mehrere Tage.
"Die Grenzen sind hierbei meist fließend und jeder Mensch, sowie seine Geschichte, sind einzigartig..."
... und schwer in eine Schublade zu stecken. Eine ganz klare Abgrenzung ist natürlich schwer. Zudem gibt es auch geschlechtsspezifische Unterschiede.
In meinem Fall konnte ich mich über viele Jahre auch nicht wirklich einem bestimmten Konsumtyp zuordnen. Anfang 20 bin ich eben gerne Feiern gegangen und habe mich dann betrunken, manchmal aber auch nicht. Unter der Woche habe ich ab und an etwas getrunken. Während des Studiums wurden die Studentenfeiern natürlich viel und gerne mitgenommen. Unter der Woche saß ich gerne mit meinen Mädels zusammen und wir haben gemeinsam Wein getrunken. Sei es nun 1-2 Gläser oder eine ganze Flasche. Manchmal aber auch nicht. Es gab das typische Wegbier, oder eben nicht. Das Vorglühen. Das Wein trinken beim zurechtmachen. Manchmal auch ein Konterbier beim Kater danach. Wobei ich selten einen hatte. Ich habe eben viel vertragen.
Rückblickend betrachtet war die größte 'Selbstverarschung' eigentlich die selbst auferlegten Trinkpausen. Ein paar Tage, ein paar Wochen oder mal einen Monat. Mir mal etwas gutes tun und Pause machen. Meinen Körper entgiften, um dann wieder weiter zu machen wie zuvor. Ich hatte ja schließlich kein Problem! Machen andere ja auch.
Aber der Wein am Abend war zum Schluss fast immer am Start. Dann stand ich eines morgens auf, nach einer durchzechten Nacht und das Glas in meiner Hand zitterte.
"Ach papperlapapp, bin ja nicht die Einzige! Dachte ich mir."
Das Problem war schon Jahre zuvor da. Musste aber so schlimm werden, dass ich tatsächlich ohne Wein gar kein Glas mehr halten konnte. Das ich nur noch schlafen konnte, wenn ich etwas getrunken habe, bis ich fast überhaupt nicht mehr schlafen konnte.
Warum konsumierst Du?
Es kommt immer darauf an, wozu du die Substanz einsetzen möchtest. Was möchtest du damit erreichen? Genießt du? Oder willst du entspannen? Und ja, anderen geht es auch so, aber die Frage ist: Wie geht es dir?
Es liegt mir sehr fern zu behaupten, dass jemand der öfter mal einen über den Durst trinkt, ein Problem hat. Das stimmt so nicht. Es gibt Menschen, die ein Leben lang viel trinken können, aber nie abhängig werden. Dann gibt es Menschen, die jeden Abend nur das eine Feierabendbier trinken und abhängig sind. Das ist die Krux an der Geschichte. Und wir Menschen können uns so schön etwas vormachen, weil es Gang und Gebe ist.
Aber wie schon einmal beschrieben, was macht denn der Gedanke mit dir, so ein ganzes restliches Leben ohne Alk? Ein Leben lang ohne Stoff?
Na, wird dir anders? Wirst du plötzlich ganz angespannt und die Stimme in deinem Kopf sagt: 'Ach quatsch, ich doch nicht! Was will die denn? Ich hab' alles unter Kontrolle!' Erkennst du dich vielleicht wieder? Fühlt sich blöd an, nicht?
Check das mal! Oder schau einfach in unserer rauschlos.Glücklich! - Communiy vorbei!
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