Sucht
Wie fühlt sich Sucht eigentlich an? - Beschissen! Und warum wird man eigentlich süchtig?
Sind Drogen das Problem? Ist Alkohol das Problem? Oder Pornos? Die ganzen Spielotheken? Oder der Überfluss, in dem wir leben? Vielleicht ist ja auch Fast Food das Problem? Oder der Zucker? Wovon kann man denn überhaupt alles süchtig werden? Es gibt Magersucht, Fresssucht, Drogensucht, Alkoholsucht, Spielsucht und vieles mehr. Aber warum werden denn manche Menschen süchtig und andere wiederum nicht? Was machen denn diejenigen, die kein Suchtproblem haben anders, als die Süchtigen? Warum können manche Menschen Alkohol trinken, auch mal einen über den Durst trinken, regelmäßig trinken, aber werden nicht abhängig? In Johann Hari's Buch 'Chasing the Scream: The First and Last Days of the War on Drugs' wird genau dieses Thema beleuchtet.
Ratten auf Drogen
In den 1970er Jahren wurden Experimente mit Ratten durchgeführt. Eine Ratte wurde isoliert in einen Käfig gesperrt. Sie hatte die Wahl zwischen normalem Wasser oder aber Wasser angereichert mit Heroin bzw. Kokain. Fast alle Ratten, die diesem Experiment ausgesetzt waren, entschieden sich für das Drogenwasser und konsumierten so lange, bis sie daran starben – sie wurden Junkies. Der Übeltäter wurde gefunden, die Droge ist Schuld daran!
"Keine Drogen - keine Abhängigkeit!?"
In den 1980er Jahren bemerkte die Forschungsgruppe unter der Leitung des kanadischen Professors Bruce Alexander aus Vancouver, dass etwas mit dem Experiment nicht ganz stimmte. Die Ratte, die alleine in den Käfig gesperrt war, hatte gar nichts anderes zu tun, als zu konsumieren. Also änderte man das Experiment und sperrte mehrere Ratten in einen Käfig. Dieser Käfig sah jedoch anders aus, das Rattenherz hatte alles, was es brauchte. Genügend Nahrung, genügend Rattenfreunde, genügend Liebe und Zuneigung. Wieder hatte die Ratte die Wahl zwischen dem normalen Wasser und dem Wasser, welches mit Heroin bzw. Kokain angereichert war. Was passierte? Keine Ratte endete als Junkie. Den Ratten ging es gut, also ballerten sie sich nicht die Birne zu.
"Was ist also das Problem?"
Sind es tatsächlich die Drogen? Ist es tatsächlich der Alkohol? Sind Bestrafungen und Verbote die Lösung oder liegt hinter der Suchtproblematik eine ganz andere verborgen?
Während meiner Langzeittherapie fiel sehr oft der Satz: Suchterkrankung ist Beziehungserkrankung! Ich stellte mir die Frage, warum ich eigentlich konsumiere? Wozu brauche ich den Alk, den Stoff? Was fehlt mir denn eigentlich? Und was suche ich und scheine es im Konsum zu finden?
Bindung
Die Antwort ist schlicht und ergreifend Bindung. Gesunde Beziehungen zu führen, sei es zu mir selbst oder meinen Mitmenschen, habe
ich entweder ver- oder besser gesagt nie erlernt. Also suchte ich weiter und entdeckte den Alkohol, später die Drogen. Sie waren da und ich versuchte ein Loch zu stopfen. Diese Beziehung
war wiederum auch alles andere als gesund. Erst als ich verstanden habe, was mir eigentlich fehlt, wonach ich eigentlich suche und gelernt habe eine ehrliche, gesunde und authentische Beziehung
zu mir selbst und meinen Mitmenschen zu führen und mir aus eigener Kraft mein gesundes Leben aufzubauen, erst dann brauchte ich den Alkohol nicht mehr, erst dann waren mir die Drogen egal. Erst
dann hatte ich wieder Freude an meinem Leben und konnte die Ratte werden, die sich trotz dem Angebot an Kokainwasser für reines H2O entscheidet, gerne auch mit
Sprudel.
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photo credtis: Taton Moise // unsplash
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