Nichts geht mehr
Das Leben will nicht so, wie Du willst. Das Leben will manchmal auch nicht so, wie ich will. So fühlt es sich zumindest in trüben Zeiten an.
Alles gerät aus den Fugen, alles gerät aus dem Gleichgewicht. Du schaust Dir Dein Leben an und es läuft wie Sand durch Deine Hände, ohne das Du es schaffst, nur ein kleines Körnchen festzuhalten.
Dunkle Zeiten - eigentlich habe ich mir das doch anders vorgestellt, anders gewünscht und Illusionen und Träume scheinen in einem Moment auf den Anderen zu zerplatzen. Nichts geht mehr.
Wir stecken fest, wir haben gefühlt den falschen Weg gewählt, eine falsche Entscheidung getroffen oder ein falsches Leben gelebt. Wir befinden uns in einer Sackgasse, in der es weder vor- noch rückwärts geht. Denn nichts geht mehr. Wir starren mit gläsernem Blick auf eine Wand und fragen uns, warum uns das nun gerade jetzt, gerade in diesem Moment passiert, wenn doch sowieso alles nicht so ganz läuft?
Beine knicken ein, Boden wird unter den Füßen weggezogen.
"Wo ist der Grashalm, an dem ich mich festhalten kann?"
Der scheint in diesen Momenten nicht da zu sein, wir sehen ihn vor lauter Nebelschwaden nicht. Und doch wohnt in jeder Krise ein Neuanfang inne. Ein kleiner Zauber, den wir erst im Nachgang vollends begreifen können.
Krisen tun weh, doch ich bin der Überzeugung, dass hinter jeder Krise eine Message verborgen liegt. Das eine Krise uns den Weg weist. Das Leben möchte uns zeigen, dass etwas nicht mehr funktioniert. Das etwas geändert werden muss und mit dieser Erkenntnis und mit dem kleinen Funken an Vertrauen in das eigene Leben, kann der Zauber beginnen.
Entscheidung
Der Zauber beginnt mit einem 'Ja'. Du darfst jetzt sein. Ein 'Ja' zu den eigenen Gefühlen, ein 'Ja' zur momentanen Situation. Hier und Jetzt geht es gefühlt gerade nicht weiter. Hier und Jetzt entscheide ich mich jedoch für den Moment und damit auch für das Leben. Mit allen Ecken und Kannten.
Die Entscheidung bedarf einen winzigen Moment und einem funken Hoffnung, auch wenn es mitunter hoffnungslos erscheint. Leichter gesagt, als getan. Aber wie gesagt, im Nachgang ergibt so mancher trübe Moment so viel mehr Sinn und trägt so viel Wahrheit in sich.
Ich bin der festen Überzeugen, dass nichts einfach so passiert. Das Leben ist nicht einfach so. Das Leben ist das, was ich daraus mache, wofür ich mich entscheide. Das Leben bietet mir Alles und beinhaltet auch Alles. Das Leben ist für mich, das Leben ist für Dich.
In den Worten von Hermann Hesse:
"Und in jedem Anfang wohnt ein zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben"
Und wenn die Entscheidung gefallen ist, dann kannst Du mit leisen Schritten losgehen und schauen, was das Leben noch so mit sich bringt. Dann kannst Du nach Hilfe bitten und wirst feststellen, dass Du nicht alleine bist, dass Du nie alleine warst. Das es so viel mehr da draußen gibt. Dass wir oftmals nur mit Scheuklappen zu sehen versuchen, aber nicht alles zu sehen bekommen. Das Scheuklappen nicht dienlich sind. Und eine Antwort auf jeden wartet, der den Mut besitzt, zu fragen.
5 Dinge
Rückblickend kann ich behaupten, dass Krisen der schwungvollste Katalysator waren. Krisen zwingen Dich sozusagen dazu, ins Handeln zu kommen und Du darfst entscheiden.
Nach mehreren Krisen in den letzten Jahren, habe ich mich in der letzten Dunkelkammer dazu entschlossen, dass 'Ja' zu wählen und einen neuen Weg zu gehen.
Gegen die Wand laufen macht auf Dauer Kopfweh und Du kommst nicht weiter. Also entschied ich neu und anders und dabei sind mir 5 wichtige Dinge klar geworden.
1. da wo es weh tut, geht es lang
Schmerz möchten wir eigentlich vermeiden, nicht fühlen und auch nicht hinsehen. Das gelingt uns so lange, bis uns das Leben dazu zwingt, einen Blick darauf zu werfen, um zu verstehen, warum wir manch unschöne Strategie gewählt haben. In meinem Falle war es das Betäuben, sodass nichts gefühlt werden konnte. Bis ich mich dazu entschlossen habe, hinzusehen und hinzufühlen.
Die größte Angst dabei ist wohl, dass wir nicht in der Lage sein könnten, unterdrückte Gefühle auszuhalten. Das wir womöglich das Monster nicht bändigen können, welches freigelassen wird, aber...
2. Gefühle dürfen sein
Gefühle kommen und gehen. Die 'Unschönen' und die 'Schönen'. Ohne Gefühle wüssten wir manchmal nicht, wo lang. Dementsprechend weisen sie uns den Weg.
Das Bauchgefühl ist so eine Sache und auf sein Herz hören auch. Ich glaube ich vielerlei Hinsicht verschütten wir manchmal unser Herz und arbeiten nur mit dem Verstand. Gerade wenn uns Dinge im Leben widerfahren, bei denen wir uns wünschen würden, erst gar keine Gefühle zu haben.
Wir wollen das Schöne und meiden das Schlechte und finden Strategien, um nichts mehr fühlen zu müssen. Das ist auch eine Message, aber Gefühle sind nun einmal dazu da, um gefühlt zu werden, auch die Schlechten.
Die gute Nachricht ist:
3. Du bist kein opfer
Wir tendieren oftmals dazu, uns als Opfer unserer Umstände zu sehen und finden dann oftmals irgendwelche Ausreden, warum es uns gerade so unglaublich schlecht geht und wir einfach nicht anders können. Das Leben ist uns einfach passiert und wir können nichts dagegen tun. Unsere Mitmenschen sind uns einfach passiert und die Verletzungen werden wir nicht wieder los. Wir sitzen da, wie ein Häufchen Elend und wissen weder ein noch aus.
Wir besitzen jedoch immer die Entscheidungsfreiheit, wie wir auf Dinge und Situationen reagieren, welche Entscheidungen wir treffen und dürfen gut und gerne selbst bestimmt leben. Die Freiheit liegt in unserer Hand.
Meine größte Erkenntnis war, dass ich auch und gerade in meinen elenden Zeiten Täter war und Täter bin. Das schmeckt bitter, aber ich hatte mich dazu entschlossen, nichts mehr zu essen, ich hatte mich dazu entschlossen zu trinken und ich hatte mich dazu entschlossen Drogen zu konsumieren. Diese Entscheidung hat kein anderer Mensch für mich übernommen.
Also war es meine Aufgabe, eine andere - eine gesündere - Entscheidung zu treffen.
3. Du bist nicht deine gedanken
Oft plagen uns Ängste. Gerade in Situationen, in denen wir das Gewohnte verlassen und das Neue wagen wollen. Das Männchen im Kopf ist sofort zur Stelle und zählt uns alle möglichen Gründe auf, weswegen dieses oder jenes nicht geht. Dann wird das Tonband eingelegt, auf dem es heißt: "Du bist nicht gut genug! Du kannst das nicht! Du bist noch nicht bereit dafür! Es ist doch alles gut, so wie es ist! Was sollen denn die Anderen von Dir denken? Du bist zu dick, zu dünn, zu dumm, zu klug, zu arm, zu reich, zu … irgendetwas!"
Hallo Angst, da bist du ja wieder! Angst und angsterfüllte Gedanken möchten uns im Grunde genommen dienlich sein. Angst möchte uns warnen und uns beschützen. Unser Gehirn ist im Allgemeinen etwas pessimistisch eingestellt, damit wir nicht gefressen werden. Damit wir schnell fliehen können, falls etwas zu gefährlich wird.
Aber: Du bist nicht Deine Angst und Du bist nicht Deine negativen Gedanken. In solchen Situationen ist es sehr hilfreich inne zu halten und seine eigenen Gedanken zu beobachten, ohne sich mit diesen zu identifizieren. Wie Gefühle, kommen und gehen auch die Gedanken. In diesem Moment liegt die Freiheit.
5. Träume, um dich zu beschenken
Was wünschen wir uns? Friede, Freude, Eierkuchen? Und wie können wir unsere Ziele erreichen? Indem wir anfangen zu träumen.
Wenn ich mir sage, dass ich gerne glücklich wäre, was bedeutet das denn für mich? Was konkret würde mich denn glücklich machen, was konkret würde Dich glücklich machen?
3 Fragen, die die Welt bedeuten (Laura Malina Seiler, "Mögest Du glücklich sein.")
- Was unterscheidet mich von allen anderen?
- Was ist die Sache, die mein Herz singen lässt?
- Was war das entscheidendste Erlebnis in meinem Leben?
Ich habe lernen dürfen, dass es wichtig ist, sein "WARUM" zu finden. Warum tust Du all die Dinge, die Du tust? Weil Du das Gefühl hast, dass Du musst? Wir müssen nämlich tatsächlich gar nichts - wir müssen dann nur mit den Konsequenzen unserer Entscheidungen und Handlungen leben.
Zu hinterfragen, was man sich eigentlich vom Leben wünscht und erhofft und wie der süße Traum denn aussehen könnte, bringt tatsächlich manchmal Steine ins Rollen, denn dafür sind ja Träume schließlich auch da, um am Ende vielleicht doch gelebt zu werden.
photo credtis: Jordan Sanchez; Matt Hardy // unsplash
Kommentar schreiben
Patrik (Dienstag, 20 Februar 2024 22:06)
Danke für diese genialen Gedankenanstöße und die Einordnung. Hat mit gerade sehr geholfen! Außerdem sehr schön geschrieben :)