Wisst ihr eigentlich, warum dieser Blog hier Herz Sucht Fluss heißt? Das steht hier bestimmt auch irgendwo auf dieser Seite. Der Name kam mir an einem Morgen. Es war 06.00 Uhr in der Früh. Ich joggte von der Klinik aus in Richtung Völkerschlachtdenkmal. Es war kalt, die Sonne schien und der Raureif glitzerte auf der Straße. Ich lief meine Runden auf einem Sportplatz. Und plötzlich war der Name da.
Herz.
Wir sind alle mit einem Herz auf die Welt gekommen und unser Herz schlägt tausende Male am Tag nur für uns. Wir sind mit einem Herz auf die Welt gekommen, weil wir nach Liebe suchen. Wir wollen lieben und geliebt werden. Ich vermute, wir alle streben stets danach, die Liebe zu finden, aber manchmal verirren wir uns auch auf unserem Weg.
Sucht.
Sucht steht dabei für die Suche, aber auch für die Abhängigkeit. Wir werden Abhängig von Substanzen, aber auch von Gedanken, Emotionen, anderen Menschen. Dabei sind wir doch eigentlich (nur) auf der Suche nach der großen Liebe. Und eigentlich sind wir doch auf der Suche nach uns selbst.
Fluss.
Steht für fließen. Im Flow sein. Am Leben wirklich teilnehmen. Sich immer mehr finden. Sich immer mehr wertschätzen. Das eigene Leben, den eigenen Körper, die eigenen Erfahrungen als etwas ganz Besonderes wahrnehmen und nach und nach mitbekommen, dass das, was wir suchen, die ganze Zeit schon in uns gesteckt hat. Da hat uns wohl das Leben ein kleines Rätsel aufgegeben und uns ein Schnippchen geschlagen.
Ich sitze auf dem Balkon meiner Mutter. Es ist warm. Ich höre Vogelgezwitscher, ich höre Summen, ich höre Kinder, die irgendwo spielen, ich höre meine Nachbarn reden.
Wenn ich meinen Kopf nach rechts drehe, dann sehe ich lauter grüne Bäume und in naher Ferne eine Gebirgslandschaft. Zwischen mir und Gebirge befindet sich ein See. Jeden Morgen und jeden Abend gehe ich mit meiner Hündin entweder in der Umgebung des Sees spazieren oder joggen. Vor allem ganz früh am Morgen liebe ich es, in der Natur zu sein und ich habe nicht einmal ansatzweise geahnt, wie sehr ich die Natur in Berlin eigentlich vermisst habe.
Vielleicht bin ich mit meiner Abstinenz auch viel feinfühliger geworden. Oder aber ich war schon immer sehr feinfühlig, das hat mich irgendwann überfordert und dann dachte ich, dass Alkohol und Drogen meine Feinfühligkeit in irgendeiner Weise für mich "lösen" könnten, sodass ich besser mit den Gefühlen klarkomme.
Zudem dachte ich auch immer, dass Großstadt cool ist. Paris, Moskau und Berlin sind cool. Und Zittau ist uncool. Ich habe immer nach dem Außen geschaut. Wie wirkt mein Job nach Außen? Wie wirke ich nach Außen? Wie wirkt die Stadt, in der ich wohne auf mein Image? Aber dabei habe ich mich nie gefragt, wie ich mich dort eigentlich fühle. Mir war alles immer zu laut. Aber ich dachte, wenn das so viele andere coole Menschen ertragen, dann muss ich das auch. Aber eigentlich muss ich gar nichts.
Und irgendwie stelle ich nach und nach fest, dass ich gar nicht mehr in die Großstadt zurück möchte. Das ich eigentlich viel lieber auf dem Land lebe, weil ich das Gefühl habe, dass ich hier atmen kann, dass ich hier viel freier bin, dass ich hier mehr machen kann, was ich möchte und nicht ständig das Gefühl habe, dass mein System mit Millionen nutzlosen Informationen zumüllt wird und ich irgendwann völlig überlastet bin.
Zurück zum Ursprung
Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mich hier einmal so wohlfühlen kann. Dass ich mich in meiner eigenen kleinen Heimat am Arsch der Heide wirklich zu Hause fühlen kann. Dass es mich gar nicht mehr so wirklich stört, dass hier keine Hipster durch die Gegend laufen, sondern viel mehr ältere Menschen, Kinder und Touristen. Mich interessiert das Schwanenpaar viel, viel mehr, welches letzte Woche 6 Schwanenbabys ausgebrütet hat, die nun beseelt auf dem Teich umher schwimmen. Ich finde es viel, viel spannender, dass es tatsächlich Katzen gibt, die keine Angst vor Hunden haben und meine Hündin dadurch irritiert ist und mich fragend anschaut.
Vielleicht ist es auch so dass, wenn wir älter, achtsamer und nüchterner werden, wir mitbekommen, dass die eigene Coolness nicht von der Stadt abhängt in der wir leben, oder vom eigenen Musikgeschmack, vom Club, den wir besuchen, oder den Drogen, die wir konsumieren. Ich bin mir ziemlich sich, ich würde heute auch noch im schwarzen Schlafanzug gekleidet ins Berghain kommen. Das Ding ist nur, ich habe gar keinen Bock mehr darauf. Und ihr müsst euch vorstellen, dass mein früheres Leben von Tanzflächen und coolen Clubs abhing.
Heute bekomme ich viel mehr mit, dass meine eigene Coolness aus mir heraus kommt. Das ich selbst in den Klamotten meiner Mutter, die ich permanent trage, cool sein kann. Schlicht und ergreifen aus dem Grund, weil ich mich mag. Und früher mochte ich mich nicht so gerne.
Früher konnte ich mit meinem heutigen Ich nichts anfangen. Mein heutiges ich hätte meinem früheren Ich Angst gemacht. Vielleicht ist Angst der falsche Ausdruck. Vielleicht ist es eher das dumpfe Gefühl und die Befürchtung, dass nur noch Langweile und Arbeit auf mich wartet. Doch insgeheim habe ich mich nach einem ruhigen Leben gesehnt. Ich habe Nüchternheit abgelehnt, weil ich nicht nüchtern sein konnte. Ich habe die Natur abgelehnt, weil ich dachte, dass die Großstadt zu meiner Identität gehört, obwohl sie mich krank gemacht hat und einfach nur anstrengend war.
Eigentlich war mir damals schon klar, dass ich viele Menschen auf einem Haufen nicht lange ertrage. Mit Drogen wurde es auch nicht besser. Mein früheres Ich hätte mein heutiges Ich beneidet, weil es sich gefragt hätte, warum ein Mensch ohne Substanzen zufrieden sein kann. Warum ein Mensch sich am Wald, an nackten Füßen im Gras, an Hundefell zwischen den Fingern, an atmen und Yoga erfreuen kann und sich liebend gern mit Büchern beschäftigt. Ich hätte mich selbst als Freak, spießig oder als Öko bezeichnet.
Und heute weiß ich, dass ich einfach nur viel, viel mehr Ich bin. Und je mehr ich ich werde, desto mehr habe ich das Gefühl, dass ich zu irgendeinem Ursprung zurückkehre. Das ich so viel mehr Interesse an den Dingen und Menschen habe, die mich umgeben.
Wie sagen wir zu unseren Mentees immer so schön:
"Wenn sich nur eine kleinigkeit ändert, dann ändert sich womöglich das ganze system"
Wer mir schon etwas länger folgt, der/diejenige weiß, dass ich schon einigen Substanzen und Flüssigkeiten entsagt habe, aber bei Zucker und Kaffee bin ich immer wieder hängen geblieben.
Ich wollte es mit Willenskraft lösen. Ich dachte, ich muss so sein und einfach aufhören, weil sich das so gehört. Aber innerlich war ich einfach nur angespannt.
Und vor drei Wochen habe ich dann begonnen, (noch einmal mehr) auf meinen Körper zu hören. Ich habe gemerkt und gesehen, dass ich von Zucker und Kaffee schlechte Haut bekomme, mich unwohl und angespannt fühle. Vielleicht hatte ich dann auch einfach genug davon. Aber diesmal habe ich es anders gemacht. Diesmal habe ich nicht entschieden, dass es einfach so sein muss, sondern habe mich gefragt, was mein Körper im Gegenzug dazu eigentlich braucht? Was kann ich mir den Gutes tun, damit ich auch Lust auf diese Veränderung habe und ohne, dass ich das Gefühl habe, ich müsste auf irgendetwas verzichten. Ich brauchte einen Plan.
Ich brauchte einen Plan, wie ich mich ernähre, was ich einkaufen sollte, wie ich mich bewegen soll, wie ich atmen soll, wie ich mich selbst "umprogrammieren" kann, denn letztendlich heißt diese Veränderung dann auch, dass kein Suchtmittel mehr zur Verfügung steht und siehe da, es geht.
Kundalini & Juicing
Ich musste für mich feststellen, dass, auch wenn ich mit dem Alkohol, den Zigaretten und mit dem anderen Stoff aufgehört habe, ich dennoch nicht ganz so besonders gut auf mich geachtet habe. Bei mir hieß es ja schon immer: höher, weiter, schneller, sofort. Was mir soeben hilft ist die radikale Erkenntnis darüber und ein Kurs, den ich soeben mache. Im Übrigen kann ich euch das Buch "Recovery 2.0" von Tommy Rosen wärmstens ans Herz legen. Dieser wiederum ist verheiratet mit meiner Lieblings - Kundalini - Yogalehrerin Kia Miller. Win Win. Und Kia Miller wiederum bietet (auch online) ein Detox Green Coup/Smoothie/Juice Programm auf glo.com an, welches ich mir gegönnt habe. Es geht dabei in keinster Weise um Abnehmen und es ist auch keine Fastenkur, da ich tatsächlich auch bisher keinen einzigen Tag das Gefühl hatte, dass ich Hungern muss. Es ist tatsächlich ein Reset und Detox - Programm für meinen Körper und meinen Geist. Und letztendlich ist es auch das, was ich unseren Mentees immer mit auf den Weg gebe. Es geht nicht einfach nur um das Aufhören und dann ist alles gut. Es geht um dein Warum. Warum hast Du das Gefühl, brauchst du die Substanz? Warum möchtest Du damit aufhören und was ist dein Plan/die Alternative? Und die Alternative muss tatsächlich lukrativer sein, als deine bisherige Strategie. Und plötzlich fällt die Veränderung gar nicht mehr so schwer, weil Du einen Plan hast, ihn Schritt für Schritt (mit Anleitung) durchgehst und dabei lernst, Dir wieder selbst zu vertrauen. Und dein Körper merkt, dass auch du möchtest, dass es ihm besser geht. Es ist nämlich nicht nur die eine Sache. Abstinenz bedeutet für mich nicht nur nicht konsumieren. Abstinenz bedeutet für mich, dass Nichttrinken die "Eintrittskarte" ist und ich mich nach und nach besser kennenlerne, mich spüre und darauf achte, was meiner Psyche und meinem Körper guttut. Abstinenz bedeutet nicht nur, den Alkohol und die illegalen Drogen zu eliminieren, sondern bedeutet vielmehr sich auch darum zu kümmern, dass der Körper ausreichend bewegt wird, dass der eigene Körper gepflegt wird, dass der eigene Körper gut ernährt wird und alle Vitamine und Mineralstoffe bekommt, die er braucht. Abstinenz bedeutet für mich auch, dass ich darauf achte, dass ich mich entspanne, dass ich mich immer wieder hinterfrage und mich vor allem frage, wie es mir geht. Das meine Psyche ausgeglichen ist und Freude an der ganzen Sache hat. Und eigentlich bedeutet Abstinenz für mich leben. Abstinent ist alles andere als negativ belegt, sondern bedeutet Freiheit, mich ausprobieren, mich um mich kümmern, mich weiterentwickeln, mich an den kleine und den großen Dingern erfreuen.
Und neuerdings bedeutet Abstinenz für mich auch, dass ich Barfuß spazieren gehe. Manchmal (oder immer?) "muss" man sich zu seinem eigenen kleinen Glück verhelfen. Falls euch Dokus genauso interessieren wie mich, dann kann ich euch die Doku "Earthing" empfehlen. Seitdem ich sie gesehen habe, trage ich viel weniger Schuhe.
Und noch ein kleiner, neuer Lifehack von mir: wer von euch Probleme hat sich zu entspannen, probiert unbedingt einmal Yoga Nidra aus. Diese Yogaform ist teil der Detox Kur, die ich soeben mache und verhilft dabei, in die tiefsten Bewusstseinsschichten vorzudringen und tiefgreifend zu entspannen. Sagt mir auf alle Fälle Bescheid, wie ihr es findet.
Love you!
xx
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